In Krefeld setzte die Fabrikation von Samt- und Seidentextilien durch den Einsatz mechanischer Webstühle erst in den 1860er bis 1880er Jahre relativ spät ein. Die Unternehmen reagierten damit auf die starke Konkurrenz aus Lyon/Frankreich und der Schweiz, die ihre Produktion bereits zuvor modernisiert hatten. Einer der ältesten noch existierenden Fabrikkomplexe in Krefeld ist die Samt- Plüsch und Wollstoffweberei Mottau & Leendertz mit Gebäuden von 1880-90.
Sehenswert sind die erhaltenen Gebäude und insbesondere die sehr gelungene Umnutzung durch die Urbane Nachbarschaft Samtweberei.
Geschichte
Das Firmenarchiv, sowie die historischen Bauantragsunterlagen bis 1957 sind verloren, ebenso die technische Ausstattung und weitere Einbauten beziehungsweise Oberflächen, die mit der ersten Umnutzung durch Ämter der Stadt entfernt oder verändert wurden.
Eine historische Mitteilung dokumentiert Mottau & Leendertz sowie weitere Samtfirmen als Teil des Konsortiums Scheibler & Co. Vermutlich fand diese Konsolidierung in den Jahren 1928-1932 während der Weltwirtschaftskrise statt.
Die Produktion wurde Anfang der 1970er Jahre eingestellt, 1977 erfolgte dann auch die Umnutzung der Shedhalle zum Parkhaus. Teile der Gebäude wurden von der Stadtverwaltung bis 2007 genutzt, dem entsprechen auch Einbauten und Veränderungen vorgenommen. Von 2007-2014 stand der Komplex dann leer.
Zwei der erhaltenen Bauten aus dem 19. Jahrhundert sind in Ziegelbauweise mit Holz-, beziehungsweise Eisentragkonstruktionen erstellt. Sie bilden die regelmäßige, mit orange-gelblichen Klinkersteinen erschaffene Fassade.
Konversion zur Nachbarschaft und Alten Samtfabrik
Das Beispiel von Mottau & Leendertz in Krefeld unterscheidet sich von vielen Erhaltungsansätzen, siehe exemplarisch Krahnen und Gobbers. Bei Mottau & Leendertz wurden Wohnungen, Büros und ein Nachbarschaftsraum als ein urban common, ein gemeinschaftliches Gut, entwickelt. Das Stadtviertel, das Probleme von Leerstand, baulichem Verfall und sozio-ökonomischen Herausforderungen aufwies und aufweist, wird weiterhin mithilfe dieser Erhaltung und Umnutzung Impulse für eine soziale und nachhaltige Stadtteilentwicklung erhalten.
Die Montag Stiftung Urbane Räume gAG als Initialkapitalgeber entwickelte das Projekt mit ihrem Programm Nachbarschaften gemeinsam mit eben der Nachbarschaft und der Stadt Krefeld. Der konkrete Umnutzungsprozess begann 2014.